Donnerstag, 30. Oktober 2014

Abschied und Kröten

Heute ist Donnerstag. Mein letzter Arbeitstag im Shanghai Etour Hostel ist gerade zu Ende gegangen. Seit gestern regnet es in Shanghai, dazu ist es schwül und um die 20 ° C warm.
Durch den schönen Innenhof und die vielen offenen Bereiche hier im Haus ist Regen natürlich nicht optimal. Gestern, zu Beginn meiner Schicht, zeigte mir der Hausmeister erstmal die Stellen an denen Handtücher ausgelegt werden müssen. Nicht etwa für die Gäste zur Benutzung, sondern auf den Fussboden. Damit niemand ausrutscht. Die Fliesen hier auf den Terrassen scheinen mehr für sommerliches Wetter ausgelegt zu sein.
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Im Gegensatz zu meinen deutschen Kollegen aus dem technischen Bereich, schien hier der Haustechniker über meine Anwesenheit ganz froh zu sein. Schließlich konnte ich diverse Dinge ohne Leiter erledigen - Glühbirnen wechseln, Regale einhängen und sonstige Dinge, die kleineren Menschen (also jedem 2. hier), schwer fallen.
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Ryan scheint indes mehr an meinen Fähigkeiten im Bereich der Bar/des Restaurants interessiert zu sein. Sie bat mich um Vorschläge zur Veränderung der Getränke- und Speisekarte. Diese Ideen kann sie aber nur aufschreiben, um selbige dann in die Zentrale zu schicken. Das dauert aber wohl sehr lange. Die zentrale Preisgestaltung scheint auch nur bedingt sinnvoll. So kostet z. B. ein Glas Tonicwater 18 Yuan (Euro geteilt durch 12). Ein Gin Tonic kostet aber nur 2 Yuan mehr.
Nur damit Ihr eine Orientierung habt: Ein Gin-Tonic in einem Club kostet hier 50 Yuan, an einer guten Hotelbar um die 100 Yuan.
Da stetig der Umsatz der Bar gesteigert werden soll, empfahl ich vielleicht hier einige Veränderungen vorzunehmen. Im Gegensatz zum günstigen G&T steht eine Auswahl an Importbieren die hier erhältlich sind. Diese kosten teilweise mehr als ein Hauptgericht. Man hätte also, mit beschränktem Budget, die Wahl zwischen einem New York Sirloin Steak (welches sehr lecker ist hier im Hostel) und EINER Flasche Franziskaner Weizenbier. Beides kostet jeweils ca. 40 Yuan.
Kurz vor Feierabend gingen wir zu viert auf einen Markt (in einer geschlossenen Halle) um die Ecke um Lebensmittel für heute Abend einzukaufen: Es soll als "Farewell Dinner" den berühmten Shanghai Hot Pot geben. Offenbar so eine Art brodelnde Suppe mit verschiedenstem Fleisch, Gemüse und Fisch. Und alles zusammen eben in diesem hot pot.
Ehrlich gesagt sehe ich diesem Vergnügen mit ein wenig Skepsis entgegen, schlug uns doch schon am Eingang des Marktes ein strenger Geruch (mit weniger Feingefühl würde ich ein anderes Wort benutzen) entgegen. Eine Mischung aus Fisch, altem Bratfett und allerlei anderem, über das ich jetzt gar nicht weiter nachdenken möchte. Spontan dachte ich an Patrick Süsskinds "das Parfum" und die teils dort drastisch geschilderten Gerüche.
Offenbar hatten sich Ryan und Adam verabredet mich ein wenig auf die Probe zu stellen: Wir stoppten an einem Stand mit Kisten in denen sich große lebende Kröten befanden! Ausserdem diverse Boxen mit schlangenartigen Tieren (Aale wie sich nachher herausstellte). "Das könnt ihr doch nicht ernst meinen" sagte ich zu den beiden. "Wieso? - Frisch aufgeschnitten schmecken die Kröten am Besten" entgegnete Ryan. Meine Gedanken rasten und ich wusste nicht, welche Vorstellung ich schlimmer fand: Die lebendigen Kröten anzufassen um sie in eine Tüte zu packen oder diese Viecher aufzuschneiden und zu verzehren. Binnen Sekunden spürte ich Tropfen meinen Rücken herunterlaufen und fühlte mich höchst unwohl. Ausserdem hatte ich heute morgen erst wieder einen Fast-Zusammenstoß mit einer Ratte, was mir extremes Unbehagen über den Tag bereitete. Mein Hemd klebte an meinen Unterarmen. Es stellte sich dann schnell heraus, dass es sich um einen Scherz der zwei handelte und es heute keine Kröten gibt! Immerhin könnte es welche geben... buaaahhhh....
Wir kauften also noch Fleischbällchen und verschiedenste andere Zutaten ein. Bei einigen habe ich keine Ahnung um was es sich handelt...
Anschließend fuhr ich in einen Supermarkt in der Nähe. Manchmal haben internationale Ketten auch etwas Gutes - wohlduftend, nach unserem Empfinden gut organisiert und irgendwie ein Bisschen wie zuhause. Ich kaufte für die Crew diverse Getränke, ein Fass des hier so beliebten deutschen Bieres und im schon erwähnten "Paris Baguette" eine Torte. Als Dankeschön für die gute Aufnahme!
Ich bin also sehr auf den Abend heute gespannt und werde Euch aus Peking darüber berichten. Der Zug geht morgen um 11:00 h. Die Fahrt dauert planmässig 5 Stunden.
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Ich bin traurig das ich Shanghai heute verlassen muss. Hat doch selten jemand die Chance diese einzigartige Metropole 3 Wochen lang so intensiv und in allen Facetten kennenzulernen. Besonders wenn Shanghai "auf Nachtbeleuchtung" schaltet, kann dieser Stadt kein anderer Platz auf der Welt das Wasser reichen. Definitiv. 
Also - bis später! Vielleicht kann ja schonmal jemand nachgucken ob es Maggifix für Kröteneintopf gibt.

Dienstag, 28. Oktober 2014

Oh, wie schön ist China ...

Blick auf die Skyline von "Pudong" - dem Finanzzentrum von Shanghai.


Unterhalb des spitzen Wolkenkratzers befindet sich das "Mingtown Etour Hostel", in zentraler Lage neben dem "People´s Square" in Shanghai Huangpu.








Montag, 27. Oktober 2014

Hamburg - China


Herbergen in the mix

Liebe Blogleser,

da die von mir liebevoll gestaltete hostel-Bilder-Auswahl einfach nicht in den Fotostream will, erhaltet ihr hier nun eine vom namenlosen Assistenten willkürlich getroffene Auswahl (und es sind hoffentlich die richtigen Bilder!):












3 Tage in Suzhou


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Von Shanghai nach Suzhou kommt man mit dem s. g. G-Train. In nur 20 Minuten braust man mit 280 KM/h in diese "Kleinstadt" mit nur ca. 2,5 Millionen Einwohnern.
Der Bahnhof ist mindestens 2x größer als der Berliner Hauptbahnhof und die Architektur selbigem nicht unähnlich. Um den Bahnhof herum entstehen zahlreiche Hochhäuser und riesige Plätze und Straßen - ein wenig wie zur Hochzeit in Ostberlin. Sollte dies tatsächlich der kleine Ort sein den man mir in Aussicht gestellt hatte?
Am Ausgang wurde ich von der zauberhaften "K" abgeholt. Sie hat ihren chinesischen Vornamen, der nur aus einem Buchstaben besteht, einfach übersetzt. Mit einer kleinen rosafarbenen Schleife im Haar, etwas schüchtern und einem bezauberndem Lächeln nahm sie mich in Empfang. Mit dem Taxi ging es durch ein endlosen unterirdisches Labyrinth in die Altstadt von Suzhou.
Die Herberge, von außen er unscheinbar und fast ein wenig schmuddelig, ist innen ein absolutes Highlight: Erinnern Einrichtung und Zimmer doch ehr an ein nobles, aber trendiges, Boutique Hotel. Das Haus wurde vergangenes Jahr renoviert und die hölzernen Chinesischen Fenster, die Treppenhäuser und innenliegenden Gärten mit viel Liebe zum Details hergerichtet. Die Lage an einer der schönsten kleinen Gassen von Suzhou, machen dieses Haus zur ersten Adresse für Touristen in dieser Stadt. Die zahlreichen Zweibettzimmer verfügen alle über ein eigenes, sehr stilvoll eingerichtetes, Badezimmer, Aircondition und wunderschöne, bequeme Betten mit Baldachin. Bei den Mehrbettzimmern, die ebenfalls in dunklem Holz eingerichtet sind, teilen sich jeweils 2 Zimmer Dusche und WC. Die Lobby, mit kostemfreien Wi-fi, lädt zum verweilen und konsumieren ein. Kümmern sich hier doch engagierte, englischsprachige Mitarbeiter perfekt um die Bedürfnisse der Gäste. 
 
Ich möchte deutlich sagen, dass die Mingtown Hostels, die ich bisher besichtigen durfte, was den Standard der Zimmer angeht, deutlich über denen unserer Jugendherbergen in Deutschland liegen. Hier offenbart sich, dass die Mitarbeiter ein besonderes Auge auf Details im Zimmer legen:
Neben TV und Bad, befinden sich stets Badeschuhe, Teetassen- und Bereiter und eine Auswahl an Reiseführern in den Zimmern. Das alles zu einem Preis von Euro 31,00 pro Zweibettzimmer und Nacht. Die Gästestruktur empfand ich stets als sehr angenehm, bestehend aus Einzelreisenden, Paaren und kleineren Reisegruppen von 4-6 Personen.

Am Nachmittag traf ich Macy, die schon erwähnte Vizipräsidentin der Mingtown Hostels. Sie wurde von Shin Ren, dem Manager der JH in Hangzhou, begleitet. Somit war es ein freudiges wiedersehen und Macy und ich hatten sofort einen guten Draht zueinander.
Wir tauschten uns rege über unsere tägliche Arbeit und meine bisherigen Erlebnisse im Etour Hostel aus. Sie lud mich auf einen spontanen Stadtbummel ein und wir beide zogen, entlang des kleinen Kanals, durch Suzhou. Auch hier lerne ich wieder eine dieser modernen chinesischen Frauen kennen.
Nach dem Abendessen luden mich Macy und Shin Ren zu einer chinesichen Oper ein, hatte Macy mich doch mittags geschickt über meine Interessen und Hobbies ausgefragt.
Die Story der Oper entsprach der klassisches Liebesgeschichte zwischen einem reichen Mädchen und dem armen Bauersjungen. Anders als bei uns, sitzt man an Tischen, trinkt Tee währenddessen und kann durchaus auch mal kurz telefonieren. Der Raum war für ca. 40 Personen ausgelegt.
Die Musik kommt vom Band, die Sänger singen natürlich selbst. Gesang und Melodik ist dabei nicht mit der klassischen Oper zu vergleichen. Die komplette Inszenierung gleicht mehr einer Art Singspiel, die Kostüme sind farbenfroh und an historische Motive angelehnt. Zwischendurch räumt eine Frau im rustikalen Strickpullover und mit eingefrorener Mimik die Bühne um. Am Ende kann man sich noch mit den Darstellern in verschiedenen Posen fotografieren lassen. Darauf habe ich zwar verzichtet, fände es aber toll, wenn z. B. Edita Gruberova, nach Ihren umjubelten Auftritten in der Hamburgischen Staatsoper, das auch anbieten würde :-)
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Obwohl ich, wegen meiner Erkältung, nicht gut geschlafen hatte, freute ich mich auf den nächsten Tag. Zusammen mit K besuchte ich den "Humbel Administrator´s Garden" - eine wunderschöne Gartenanlage im historischen Zentrum. Anschliessend bummelten wir ins Suzhou Museum. Das Museum zeigt verschiedenste Exponate aus der Geschichte Suzhous, interessanter ist aber die moderne Architektur! Die moderne Interpretation eine chinesischen Tempelanlage und absolut sehenswert. Ich hoffe die Bilder sind sichtbar (es ist noch immer kompliziert diese ins Netz zu stellen).
Abends stellten wir gemeinsam die köstlichen chinesischen Dumpligs her. Diese sind ähnlich den Maultaschen und können sowohl vegetarisch, als auch mit Fisch oder Fleisch gefüllt werden.
Ich tat mein Bestes und stand unter stetiger Beobachtung der Küchendamen. Es wurden zahlreiche Fotos gemacht und ich glaube ich habe das einigermaßen gut hinbekommen.
Am nächsten morgen fuhr ich dann zurück nach Shanghai.
An dieser Stelle möchte ich Euch nochmal China als Reiseland eindringlich empfehlen!
Auch wenn man kein mandarin versteht, gibt es doch immer Menschen die Touristen behilflich sind und viele Dinge sind inzwischen auch auf englisch ausgeschildert. Mit ein wenig Erfahrung und Einfühlungsvermögen eröffnet sich dem Reisenden eine wunderbare, fremde und faszinierende Kultur. Dafür braucht man in China keine Hotels buchen, die Jugendherbergen hier vor Ort sind für alle weltoffenen Reisenden jeden Alters unbedingt zu empfehlen! 
 

Sonntag, 26. Oktober 2014

Op dem Maat

Auf dem Markt








Küchendienst

Auf dem Weg zu köstlichen Dumplings und ich mittendrin












Shanghai und ...

Shanghai und die Orte käuflicher Lust
 
Eigentlich wollte ich Euch als nächstes mit einem Bericht aus dem schönen Suzhou erfreuen. Wurde ich doch dort sehr herzlich von Mrs. Vice President willkommen geheissen und hatte in der wunderschönen Jugendherberge ein phantastisches Zimmer. Leider war der Aufenthalt von einer Erkältung und des schon von mir kurz angedeuteten Einsamkeitsgefühls etwas überschattet. Dies merkten meine Gastgeber aber nicht. Ein Bericht folgt noch...
 
Ich bin also zurück in Shanghai, fühle mich jetzt auch wieder richtig wohl und fast zu Hause.
Dennoch gibt es ein Vergnügen, dem ich seit meiner Abreise am 06. Oktober nicht mehr nachgehen konnte und inzwischen war ich bereit dafür zu bezahlen! Sicherlich geht es einigen Männern, die hier alleine für die zahlreichen deutschen Firmen arbeiten, so.
Trotz der starken Einschränkungen bei der Suche im Internet, war ich in einschlägigen Foren auf eine Adresse gestossen. Spätestens seit meiner Rückkehr aus Suzhou wollte ich da unbedingt hin!
Nachdem ich morgens mit meinen Kollegen Möbel getragen hatte, lud mich Ryan für den gleichen Abend nochmal zu ihren Eltern ein. Ich nutze diese Situation aus und verschwand mit dem Vorwand, noch ein Geschenk für die Eltern kaufen zu müssen. 
Mit der Metrolinie 2 fuhr ich zwei Stationen in Richtung Pudong. Ich war etwas verwundert das meine speziellen Bedürfnisse angeblich hier befriedigt werden sollten - schliesslich ist diese Form der Liebe in China nicht so verbreitet und der Ort dafür sollte inmitten dieser ganzen Geschäfte liegen?
Zwischen den glitzernden Fassaden der Wolkenkratzer ist der Eingang zur "Super Brand Mall". Hier sollte ich, lt. dem Foreneintrag, nach einer Rolltreppe Ausschau halten die nach unten in einen dunkleren Bereich führt. Dann kurz nach rechts und nochmal nach unten... und tatsächlich:

Etwas abseitig sah ich sie - die süßen oder die, ich mag es gerne etwas handfester, dunklen kräftigen. Die Preise waren nicht ohne, aber gute Dienstleistung will halt bezahlt sein.
Schließlich gibt es nicht viele Bäckereien wie das "Paris Baguette" - so heisst der Laden :-))
 
Hier gibt es verschiedenste Brötchen von süß bis herzhaft. Durchweg köstlich und selbst vor Ort gebacken. Nach nahezu 3 Wochen chinesischem Frühstück (mit dieser furchtbaren lauwarmen Sojamilch) genoß ich ein Rosinenbrötchen mit französischer Erdbeermarmelade und ein Weltmeisterbrötchen mit Käse und Salami. Zur Feier des Tages gönnte ich mir noch eine kleine Tartelette. Dazu schnöden schwarzen Filterkaffee mit Vollmilch. 
Anschliessend besorgte ich wohlgelaunt für Ryans Eltern und noch eine Flasche deutschen Schnaps (ist hier als Geschenk sehr beliebt) und bummelte durch die Sonne zur Herberge zurück. Somit habe ich zwar einen halben Tag gefehlt, aber so ist das halt mit der Lust - man kann manchmal nicht anders!

Freitag, 24. Oktober 2014

Made in Germany

So etwas wünscht man sich: z.B. zwischen Hamburg und Berlin; ach ja, dazu gab es mal eine Planung ...






Shanghai-Impressionen





Notizen, Merkwürdiges und Befindlichkeiten - Buntes aus dem Reisetagebuch

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Ich rauche gern - auf chinesisch
Wie schon oft erwähnt wird hier viel und nahezu überall geraucht. Besonders gerne während des Essens - also ohne es zu unterbrechen. Rauchen auch in der Sauna - also tatsächlich und wörtlich IN der Sauna.  Mit meinem 3 Zigaretten im Monat käme ich hier nicht weit.
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Drängeln
Eine der Eigenarten die mich - je länger ich hier bin - extrem nervt. Besonders an Tagen an denen ich vielleicht mal nicht ganz so gut drauf bin. Ich versteh nicht, wieso man nicht erst aus der U-Bahn aussteigen kann. Sobald sich die Türen öffnen drängen die Leute unmittelbar vom Bahnsteig in die Bahn. Aussteigen ist stets ein Akt - ziemlich nervig.
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Rülpsen
Häufig sagt man den Chinesen als schlechteste Eigenart das Spucken nach. Das kann ich hier nicht so oft beobachten. Allerdings empfinde ich auch das stetige laute Rülpsen als wesentlich unangenehmer. Nicht das ich mich damit nicht zwangsweise arrangieren würde, aber zuweilen zucke ich z. B. an Ampeln regelrecht zusammen.
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Einsamkeit & was zu tun ist
Obwohl sich hier alle in wunderbarer Form um mich kümmern, fühlte ich mich die letzten 2 Tage ein wenig alleine. Besonders in Suzhou war ich abends im Zimmer ... nicht so gut drauf. Da gab es im Zimmer auch kein Wifi und mein Buch hatte ich in Shanghai gelassen.
Gott sei Dank hatte ich im Vorwege meine schwedische Medizin eingepackt. Diese habe ich 1992 von meinen Eltern zu Weihnachten bekommen. Damals war die Verpackung eckig, schwarz und mit einem goldenen Aufdruck aus 4 Buchstaben versehen. Dieser Glücklichmacher begleitet mich seither nahezu überall hin und vertreibt schlechte Stimmungen und das Gefühl alleine zu sein: ABBA!
Nach 4 Liedern (ich hoffe meine Nachbarn im Zimmer nebenan konnten mich nicht hören) ging es wieder ganz gut und ich konnte einschlafen.
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Fernzüge in China
Tolle Sache - gut organisiert. Wartesäle im Bahnhof. Man betritt den Bahnsteig erst unmittelbar vor Einfahrt des Zuges. Einlasskontrolle beim Betreten des Bahnhofs. Kein Pöbel, keine Bettler. Sehr angenehm und alles sehr sauber und kundenfreundlich. Sitzplatzreservierungen sind obligatorisch und die Züge verkehren wirklich sekundengenau. Wenn sich das DJH den Luxus eines Personalaustausches leistet, sollte die DB das wohl auch können.
Günstig ist Zugfahren auch noch.
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Gefühlte Sicherheit
Seit ich in China bin habe ich mich noch nicht eine Minute unsicher gefühlt. Selbst in vermeintlich dunklen Ecken droht Touristen wenig Gefahr. Auch nachts kann man problemlos umherbummeln.
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U-Bahn
Wieso fährt die Metro in Shanghai nur bis 23:00 h? Keine Ahnung. Doch Taxis sind billig. Man zahlt innerhalb der Stadt selten mehr als 3 - 5 Euro für eine Fahrt. Man muss aber immer eine Karte mit dem Ziel (oder für die Rückkehr zu seinem Hotel) in chinesischen Schriftzeichen dabei haben.
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Magen-Darm
Ich bin meiner Apothekerin (schöne Grüße an dieser Stelle an die "Apotheke Paulinenplatz") sehr dankbar für das heraussuchen meiner Reiseapotheke. Bedingt durch eine andere Art der Küchenhygiene muss man stets ein wenig aufpassen. Damit meine ich nicht, dass hier es hier nicht sauber ist - aber es wird halt nicht ständig alles desinfiziert und es gibt nicht 5 verschieden farbige Schneidbretter für Fleisch, Fisch, Obst usw. Unser Körper ist das schlichtweg nicht gewohnt.
Daher sollte man stets ein Durchfallmittel in der Hosentasche haben oder wie ich - dank der Frau Apothekerin - täglich ein homöopathisches Mittel für den Fall der Fälle einnehmen. Gegen den Smog empfehlen sich Halstabletten und Aspirin hat man ja eh immer dabei.
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Wäsche waschen oder Schlüpfer für alle
Chinesen waschen gerne und hängen die Klamotten anschließend nach draußen. Ganz öffentlich. An allen Herbergen gibt es umfangreiche Waschcenter und zahlreiche Wäscheleinen und Aufhängvorrichtungen für die Wäsche. Nennt mich spiessig, aber ich mache soetwas lieber diskret.
Als ich mir von Ryan Waschmittel besorgte, da ich Shirts und Unterwäsche waschen wollte, kam sie gleich mit mir und wollte ebenfalls einige Teile waschen. Fand ich es schon unangenehm, direkt neben ihr, meine Wäsche in die Maschine zu füllen, kam es noch schlimmer:
Der Waschgang dauerte laut Beschreibung an der Maschine 60 Minuten. Als ich nach geraumer Zeit wieder ins Waschcenter kam, war meine Wäsche (inklusive meiner Unterwäsche) bereits von einer Dame des Hostelkeepings auf eine Leine (sichtbar für alle Gäste) gehängt worden. Um die Sache für mich noch unangenehmer zu machen, wurde ich von ihr dann auch noch auf einzelne Unterwäschestücke angesprochen, die besonders farbig oder gemustert waren und ihr offenbar gefielen. Immerhin waren die Teile schnell trocken und ich habe sie diskret im Sonnenuntergang abnehmen können.
 

Donnerstag, 23. Oktober 2014

6 Hostels, 2 Flaschen Schnaps und mein neuer Freund Mr. Lese


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Es ist Dienstag. Aufstehen um 07:30, duschen, zähneputzen und dann galt es ein passendes Outfit für den heutigen Tag herauszusuchen: Lau Chiang und Ryan wollten mit mir 6 Herbergen an diesem Tag besichtigen. Bereits um diese frühe Zeit schien die Sonne in mein Zimmer und es sollte der heisseste Tag (in vielerlei Hinsicht) meines bisherigen Aufenthalts werden. In weiser Voraussicht wählte ich zwei meiner fünf mitgenommen exakt einheitlichen schwarzen Poloshirts aus. Haben diese doch den Vorteil, dass man sich bei Hitze auch mal kurz umziehen kann, ohne dass es jemand mitbekommt. Schliesslich stand ein Lunch auf dem Programm, sowie ein Abendessen mit weiteren Mitarbeitern von YHA China, bzw. der Mingtown Hostel Company. Also ein 2. Shirt in meine Tasche und dann ging es los:
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Lau Chiang, mir Rucksack und Fleeceweste, ging in flottem Tempo in klassischer Herbergsvatermanier voraus. Das Soho-Hostel Shanghai war zu Fuß ungefähr 25 Minuten entfernt. Entlang einer 6 spurigen Straße, über uns der "elevated Highway", ging es durch den Smog. Das Hostel selbst liegt in einem Park, neben einem kleinen Kanal. Die Besonderheit ist die sehr schöne Bar, die mehr an einen Londoner Nachtclub erinnert. Die ca. 100 Betten verteilen sich auf verschiedene Zwei- und Mehrbettzimmer. Leider sind alle Zimmer mit Teppichboden und nicht zu öffendenden Fenstern ausgestattet. Die Klimaanlage lief auf Hochtouren und ein merkwürdiger Geruch war allgegenwärtig. Nachdem wir einige Zimmer angesehen hatten und das obligatorische "oh you are from Germany and likes beer...ehhh..!"-Bier getrunken hatten, ging es weiter ins "Rock and Wood Hostel Shanghai". Dies lag nur 30 Minuten strammen Fußmarsches entfernt. Lau Chiang zeigte sich auf der Hälfte der Strecke gnädig und wir nahmen noch ein Stück die Ubahn.
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Das "Rock and Wood" hostel hat auch das IYHF Logo an der Tür, wird aber privat betrieben. Der Inhaber Lau Muou und sein Bruder haben dieses Hostel selbst konzipiert und mit viel Liebe zum Details gebaut. Ein kleiner Tümpel mit Fischen, eine schöne Holzterrasse und überaus saubere und gepflegte Zimmer locken viele internationale Rucksacktouristen an. Im Inneren geht es langer Holztisch durch die ganz Lobby und lädt zum "Socialising" ein.
Leider ist die Lage nicht ganz so zentral, was die Crew aber durch Freundlichkeit und excellentes Englisch wieder wett macht.
Lau Muou lud uns zum Lunch in ein Restaurant um die Ecke ein und dann erlebte ich mein ersten "Businesslunch" auf chinesisch. Darüber hatte ich schon viel gelesen und genauso lief es dann auch ab:
Er bekam als einziger die Karte und bestellte verschiedensten (köööööstliche) Gerichte, die alle gleichzeitig an den Tisch gebracht wurden. Da wir von Beginn an einen "guten Draht" zueinander hatten und Lau Chiang und er sich offenbar viele Jahre kennen, wurde auch gleich chinesischer Wein bestellt. Diesen kannte ich ja bereits aus Ryans Familie und wusste was auf mich zukam. Da man ja 45%igen Schnaps nicht so einfach herunterkippen kann, wurde ebenfalls chinesisches Bier bestellt. Wir aßen, tranken, unterhielten uns über Jugendherbergen in China und Deutschland und immer wieder kam etwas neues zu Essen auf den Tisch. Nach einiger Zeit auch noch eine weitere Flasche Schnaps.
Mittlerweile war es 14:30 h und unser Zeitplan etwas durcheinander gekommen. Wir verabschiedeten uns herzlich von einander und wir machten uns mit dem Bus auf zur nächsten Herberge. Vorher wurden die beiden von Lau Chiang noch zu meinem Abschiedsabend eingeladen.
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Das "Old Captain Hostel" liegt direkt am Bund in Shanghai und wird von der Regierung geführt. Dort wurden wir freundlich, aber sehr bestimmt, in Empfang genommen. Bedingt durch die grandiose Lage ist das Haus immer gut gebucht und erinnerte mich in Art und Ausstattung sehr an den Stintfang in den 90er Jahren. Auf dem Dach gibt es eine Bar mit Terrasse die auch für Nichtgäste zugänglich ist. Diese Bar möchte ich unbedingt allen künftigen Shanghai Besuchern empfehlen. Aufgrund unseres Zustandes mussten wir auch die Einladung der Managerin auf das
  "oh you are from Germany and likes beer...ehhh..!"-Bier ablehnen.
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Als nächstes wanderten wir zügigigen Schrittes zum 30 Minuten entfernt liegenden "Blue Mountain Hostel East Nanjing Road". Dieser "Spaziergang" war gar nicht schlecht, zumal inzwischen Regen eingesetzt hatte und wir ein wenig ausnüchterten.
Das Hostel liegt im 6. Stock einer Art Hochhaus. Mit toller Dachterrasse, sehr zentraler Lage an der Haupteinkaufsstraße und Zimmern auf 3-Sterne Niveau kann ich dieses Haus nur wärmstens allen künftigen Shanghai Besuchern empfehlen. Ausserdem bestechen die internationale Atmosphäre und die ausgesprochen gut aussehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - das musste selbst Lau Chiang einräumen. Hier wurden wir dann auch von den "Herbergseltern" (die beide erst 28 Jahre als sind) zu einer klassischen chinesischen Teezeremonie eingeladen. Das war eine schöne Abwechslung.
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Von dort aus sind es nur wenige Minuten zum "Mingtown Nanjing Road"-Hostel.
Der Hostelmanager freute sich sehr über unseren Besuch und nahm uns gleich mit auf eine Hausführung. Auch hier (wie in allen anderen Mingtown Hostels) findet der Reisenden perfekt saubere Zimmer, duftende Holzfußböden, gepflegte und liebevoll gestaltete Küchen und Aufenthaltsräume. Da ich mittlerweile plane im kommenden Jahr privat nochmal nach Shanghai zu reisen, sind die beiden letzten Herbergen meine Favoriten für einen erneuten Aufenthalt.
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Nach der Hausführung vergrößerte sich unsere Gruppe um den Hausleiter und dann lernte ich den sagenumwobenen "Mr. Lee" kennen. Leider konnte mir bis dato niemand erklären was er macht.
Mr. Lee ist vom Typ her die chinesische Ausgabe unseres Finanzbuchhalters Herrn Kroh (liebe Grüße aus Shanghai!) und wir waren uns sofort sympathisch. Das Abendessen hatte Lau Chiang in einem Restaurant neben der Herberge organisiert.
Damit ich es bequem hatte, musste (nach Ansicht der fünf) erstmal ein neuer Tisch, nebst Stühlen, von drinnen nach draußen transportiert werden. Nach dieser Aktion wurde sich in einem kleinen Tumult über die Karte hergemacht. Auf meine verwunderte Nachfrage was denn los sei, erntete ich fragende Blicke und Ryan antwortete: "Nichts- wir suchen nur was aus...". Ach so!
Nach erfolgter Bestellung tauchte eine zierliche chinesische Kellnerin auf und brachte einen Karton mit 16 Flaschen Bier an unseren Tisch. Die Flaschen wurden geöffnet, das Bier in kleinere Wassergläser gefüllt und die halbleeren geöffneten Flaschen einstweilen auf den Boden gestellt.
Mr. Lee brachte einen Toast aus und dann wurde das Bier auf ex getrunken. Dann war Lau Chiang an der Reihe, dann der Hostelmanager der East Nanjing Road, Ryan und ich. So hatten wir also, noch bevor das erste Essen auf dem Tisch stand, schonmal flotte 5 Gläschen Bier intus.
Dann kam das Essen! Da meine Gastgeber offenbar mit Wohlwollen bemerkt hatten, dass ich in den vergangenen Wochen nahezu alles probiert hatte, gab es jetzt das volle Programm:
Entenzungen, Entenköpfe, irgendetwas mit Hoden (was ich zum Glück nicht so genau verstanden hatte) und eine Innereien-Suppe.
Am grössten Respekt hatte ich vor dem Entenkopf. Allerdings halfen die 5 Bier diese Angst schnell zu überwinden -zumal ich ja bei soetwas immer neugierig bin.
Entenköpfe bestehen aus den Schädelknochen und man kann die Haut und einzelne Segmente auslutschen. Lau Chiang warte mich noch - doch es war zu spät: Entenköpfe waren das schärfste was ich bisher jemals probiert habe! Allerdings kommt die Schärfe erst durch, wenn man bereits Stücke verschluckt hat. Also war Bier Nummer 6 - diesmal freiwillig auf ex - notwendig.
Die Entenzungen beinhalten kleine Knochen und sind wirklich köstlich. In Hamburg bekommt man diese im Geflügelladen in der Osterstraße auf Bestellung - für alle die mal kosten möchten!
Als Hauptgang wurde irgendwann ein großes Rechaud mit Nudeln, Gemüse und Fisch in Sezchuan-Pfeffer aufgetragen. Ryan hatte dies extra bestellt, da sich sich meine Vorliebe für dieses Gewürz von unserem gemeinsamen Essen gemerkt hatte. Ich fand das sehr aufmerksam, werde ich doch sooft die Gelegenheit dazu nicht mehr haben.
Das Hauptgericht war phantastisch! Der Fisch von festem Fleisch, welches erst auf der Zunge zerfällt und die Geschmacksnerven, in Verbindung mit dem Pfeffer, in einzigartiger Weise zu stimulieren vermag.
Wir aßen im Endeffekt von 19:45 bis 00:30. Zwischendurch tauchte der Kellner auf, legte Brennpaste und eingelegten Tofu nach und machte diese sommerliche Nacht zu einer meiner schönsten Erfahrungen auf dieser Reise. Auch Mr. Lee ammüsierte sich - ohne Englischkenntnisse- offenbar prächtig und war mächtig stolz, dass der dicke Mann aus Europa das Essen genoss und zugleich sprechen, trinken und essen konnte. Nur das mit dem gleichzeitigen Rauchen beherrsche ich bisher nicht.
Immerhin gelang es mir, irgendwann nachdem die zierliche Kellnerin einen weiteren Pappkarton mit Bier brachte, herauszufinden, was der Job von Mr. Lee ist:
Er "organisiert" den Kontakt zwischen allen Mingtown Hostels in Shanghai und den örtlichen Behörden. Was offenbar nicht immer einfach ist. Aber ich bin mir sicher, wenn das DJH einen Lobbyisten braucht, Mr. Lee wäre definitiv die erste Wahl - der macht das schon. Auf chinesisch!
Anschliessend nahmen wir noch einen "German Beer" im Hostel, um dann um halb zwei in Richtung Etour Hostel zu laufen.
Durch Ryans großartige Übersetzungsarbeit und das gemeinsame Verständnis für unsere Arbeit,
das Verstehen auch wenn man die Sprache nicht versteht,
wird mir dieser Abend unvergesslich sein und es fühlte sich an, wie ein Abend mit alten Freunden die man lange schon nicht mehr gesehen hat. 
Sorry für manchen Fehler, meine Tastatur funktioniert im Moment mangels Batterien nicht so richtig und ich schreibe auf dem Smartphone! LG Daniel

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Es bleibt ja in der Familie

Aufgrund anhaltender Übermittlungsprobleme "hängen" wir zwei Tage. Hoffentlich verzeihlich ...

Heute ist Montag! Der "Cleaning Day" jede Woche im Mingtown Hostel. Alle öffentlichen Bereiche werden von 14:00 h bis 16:00 h geschlossen. Erst wird eine Stunde lang gemeinschaftlich saubergemacht, anschließend findet das Teammeeting statt.
Heute ging es um die Dienstplaneinteilung an "Chinese New Year". Wie bei uns am Stintfang zu Silvester möchte natürlich niemand arbeiten. Die folgenden Diskussionen auf chinesisch konnte ich problemlos verfolgen, da sich jeder Typus unserer Teammeetings hier wiederfand.

Im weiteren Verlauf wurde ich plötzlich von Lau Chiang (dem Manager) aufgefordert, doch meine Vorschläge vorstellen. Ich sei ja jetzt schon eine Woche da und was mir denn aufgefallen sei, was das Leben für Gäste in der Jugendherberge einfacher, besser oder interessanter machen könnte.
Gott sei Dank kann ich mit solchen Spontansituationen gut umgehen und hatte mir tatsächlich schon ein paar Gedanken gemacht. So stellte ich also spontan eine Idee aus Hamburg vor: 
Sie sollten doch alle Mitarbeiter an einer Wand mit den jeweiligen Vornamen und einem Foto verewigen und der jeweilige Mitarbeiter soll den Gästen einen persönlichen Tip für Shanghai hinterlassen.
Wieder wurde wild auf chinesisch debattiert, plötzlich geklatscht und nächste Woche sollen Ryan und ich zu IKEA (das gibts es hier lei... auch) und entsprechende Rahmen besorgen.

Im Anschluss an das Meeting bat mich Lau Chiang mit ernster Miene zu einem 4 Augen Gespräch in sein Büro - ich wurde ziemlich nervös, da auch Ryan nicht wusste worum es ging. 
Er erklärte mir, dass er schon mehrere Anrufe der Vizepräsidentin (die ich ja übermorgen treffen werde) bekommen hat. Sie hat sich ausgiebig über mich erkundigt. Er wollte jetzt sichergehen, dass wirklich alles in Ordnung ist. Besonders, da ich ja bisher gar nicht gegessen habe. Ich war ziemlich verwirrt.
Er erzählte mir, dass seitens YHA China extra gefordert wurde, dass wir immer ein "westliches" Essen bekommen müssten. Ausserdem hätte er aufwendige Instruktionen erhalten, da man wisse, dass Deutsche immer extrem penibel seien und alles müsste komplett durchgeplant sein. Daher hätten er und seine Mitarbeiter extra diese genaue Ablaufplanung gemacht. 
Was denn nun los sei? Ich würde ja ständig ganz entspannt wirken und sogar abwaschen - das ginge so nicht.
Ich fing an zu lachen und erklärte Lau Chiang, dass es mir ähnlich ginge. Ich hätte mich in Deutschland ziemlich gut vorbereitet. Insbesondere die Sitten vor Ort, beginnend mit dem Austausch der Businesscards, bis hin zur Farbe des Geschenkpapiers und dem Muster der Krawatten hätte ich studiert. Als ich bei Shin Ren in Hangzhou landete wäre mir ein Stein vom Herzen gefallen, dass offenbar alle Kollegen in der Mingtown Hostel Group es sehr leger, aber dennoch professionell, angehen lassen. Meine Krawatten hätte ich, samt Anzug, gleich im Koffer gelassen.
Über meine Ehrlichkeit war er sichtlich erleichtert und das Gespräch entspannte sich komplett. Wir tauschten uns unseren jeweiligen Alltag aus und stellten fest, dass wir viele gemeinsame Anknüpfungspunkte haben. Lau Chiang (der alte Chiang) erinnert mich sehr an meinen alten Chef Jürgen Vogel. Herr Vogel hat, zusammen mit seiner Frau, den Stintfang von 1994 bis 2011 geleitet. 
Lächelnd nahm er meine Begeisterung für das tägliche Personalessen auf. Habe ich doch, seit ich hier bin, bis auf Kaffee und Gin-Tonic, keine Gerichte oder Getränke von der "Ausländerkarte" bestellt. Sein Problem ist jetzt wohl nur, dass auch der Vizepräsidentin zu erklären...

Das Personalessen hier ist nämlich wirklich ausgezeichnet! Es gibt jeden Tag Reis (morgens um 11:00 h und abends um 17:00 h), dazu meisst verschieden eingelegten Kohl und etwas aus einer Art Wok. Das kann Huhn, Fisch oder etwas vegetarisches sein. Vor wenigen Minuten (es ist jetzt fast 18:00 h) habe ich köstliche chinesische Auberginen mit diversen Kräutern aus dem Wok gegessen. Ausserdem kann ich mittlerweile sogar im Stehen problemlos mit Stäbchen essen - in einer Hand die Schale, in der anderen die Stäbchen. Der professionelle Chinese raucht dazu noch eine Zigarette - das habe ich bisher noch nicht geschafft.

Ich freue mich jedenfalls, dass ich hier bei allen Kolleginnen und Kollegen so gut angekommen bin und mir heute nochmal bestätigt wurde, dass ich mich wirklich gut benehme und viel leichter zu betreuen bin, als sich das Alle vorgestellt haben. Das nehme ich mal als Kompliment des Tages auf!
Morgen werden mir Ryan und Lau Chiang 6 (!) weitere Hostels in Shanghai zeigen. Abends gibt es ein Essen das besonders scharf sein soll. Da ich ja alles bisher mit Appetit gegessen habe, meinte Chiang das sei ja kein Problem und wir würden viel Bier trinken. Ich werde berichten und freue mich auf einen weiteren schönen Tag im Etour Mingtown Hostel Shanghai.

Dienstag, 21. Oktober 2014

Das moderne Shanghai oder Sex And the City 2.0


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Es ist 18:30 h und ich sitze am Sonntag in einem Café in der Huaihai Road. Diese Straße führt kilometerweit durch die Stadt und ist eine der Hauptschlagadern dieser Stadt. Am Nebentisch sitzen 3 Chinesinnen und scheinen sich prächtig zu amüsieren. Die Einkaufstaschen von I.T. (einem chinesischen Luxuslabel), Burberry und Clinique, lassen vermuten, dass die 3 sich für den beginnenden Herbst ausgestattet haben und mutmaßlich gerade über die hart arbeitenden Ehegatten plauschen. Da heute in Shanghai besonders schönes Wetter ist, nippen wir alle an einem kalten Milktea und geniessen diesen Abend. Längs der Huahai Lu gibt es zahlreiche Malls und alle Läden, mit denen das moderne China seinen Anschluss an die Welt zu symbolisieren vermag. Das ist zweifellos gelungen, merkt man - besonders in den Passagen - doch nicht, ob man in Shanghai oder New York ist. Gleiches gilt für die Weltoffenheit, Toleranz und Gelassenheit, die mich hier schon mehrfach überrascht hat.
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Gerade hat sich ein Jen an meinen Tisch gesetzt. Der junge Mann arbeitet hier um die Ecke in einer Bank und nimmt einen kurzen Pausenkaffee zu sich. 6 Tage die Woche, 9 Stunden am Tag muss Jen arbeiten. Nächste Woche nimmer er seine 7 Tage Jahresurlaub, plus 2 Tage aufgesparte Feiertage, um einen Freund in Zürich zu besuchen. Wir plaudern noch ein wenig und dann schlendere ich weiter die Straße herunter, in Richtung Xintiandi in der ehemaligen französischen Konzession. Hier gibt es eine schöne Fußgängerzone und Stände mit Essen auf der Straße.
Offenbar ist die Gegend beliebt um fürs Abendessen noch schnell ein paar europäische Leckereien einzkaufen. Viele Stände die man hier sieht, könnten auch auf den Champs Elysees stehen um dort um Kunden zu werben.
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Die Straßen hier sind gesäumt von Bäumen. Das sorgt dafür das man auch bei Sonne herrlich beschattet spazieren gehen kann. Als ich an einem Stand für selbstgebackenes Baguette anstehe, tauchen plötzlich die 3 Ladies aus dem Café neben mir auf. "Hello - seems we all know what´s good" lacht die eine und befragt mich zu meinen Kenntnissen französischer Backwaren. Nach 2 Minuten stehen wir zu viert an einem Stehtisch - Mia (so nennt sie sich auf englisch) hat noch schnell auf chinesisch eine Flasche des hier sündhaft teuren Cremants bestellt. Die 3 überhäufen mich noch mit Tipps für den weiteren Abend und ziehen dann weiter. Vorher gibts natürlich noch Selfies. Im Weggehen erklären sie mir noch schnell, dass gerade die Shanghai Fashion Week ist. Achso... hätte ich das mal gewusst bevor ich mir mein schwarzes Polo übergezogen habe!
Ich schnappe mir ein Taxi und fahre nochmal zum "Bund". Die Uferpromenade ist bei Dunkelheit unglaublich beeindruckend und zieht mich häufig abends an. Schrammt der "Oriental Pearl Tower" mit seinen stetigen Farb- und Beleuchtungswechseln immer nur knapp an der Geschmacklosigkeit vorbei, ist die Gesamtkulisse die sich den Touristen hier bietet nur schwer zu toppen.
Vom Ufer aus blickt man auf Pudong, das ultramoderne Banken- und Finanzzentrum Shanghais.
Auf der hiesigen Uferseite stehen noch die klassischen Gebäude aus den 1870er Jahren.
Neben dem ehemaligen britischen Konsulat, dem deutschen Club "Concordia" und der "Banque de L´Indochine" haben sich zahlreich international operierende Hotelketten in den historischen Gebäuden ausgebreitet. Würde ich hier noch einige Minuten vor dem "Pensinula Shanghai" warten, tauchen bestimmt auch noch Mia und ihre Mädels auf.
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Ich muss aber noch etwas auf der anderen Seite - in Pudong - erledigen. Dazu nehme ich die Rolltreppe zum "Bund Tourist Tunnel".
In Kabinen für max. 10 Personen fährt man hier, auf einer Art Einschienenbahn, durch einen bunt beleuchteten Tunnel. 5 Minuten später kommt man auf der anderen Seite wieder raus. Dieses Vergnügen ist jetzt nicht so spektakulär, aber die 50 Yuan durchaus wert.
Einem Rat der 3 Damen folgend, mache ich eine Reservierung im höchsten Gym der Stadt. Hier kann man im 89. Stock, mit Blick auf große Teile der Stadt, sein abendliches Laufprogramm absolvieren. Mal sehen wie mir meine üblichen 11 Kilometer hier so vom Fuß gehen.
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Mit der U-bahn fahrt ich eine Station zur "East Nanjing Road" - der größten und längsten Fußgängerzone in China. Unter bunten Neonreklamen kann man hier wirklich alles kaufen.
Leider hat man nicht die Chance als Tourist unerkannt zu bleiben und wird permanent von Koberern angesprochen. Von Uhren über Handtaschen, bis hin zum Iphone 8 und den üblichen Massagen, bieten einem die schmierigen Herren alles an.
Eigentlich war ich hier hin gefahren um mir ein paar neue Schuhe zu kaufen. Meine Turnschuhe waren den täglichen Herausforderungen von Shanghai nicht gewachsen.
Bedauerlicherweise kann man in normalen Geschäften in China nur Schuhe bis Größe 42 kaufen.
War ich bei Hemden von Beginn an davon ausgegangen, dass meine Größe in China nur auf Maß zu bekommen ist, bin ich über das Schuhproblem (ich habe Größe 44,5) doch überrascht - nein entsetzt. Es ist doch Fashion Week :-)
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Ryan lachte über meine Erzählung, kennt sie offenbar das Problem von ihrem Freund Haijun mit Schuhgröße 42,5.
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Bevor ich in die Jugendherberge zurückkehre, schaue ich nochmal kurz in den "People´s Park". Hier nimmt der Hausmeister täglich am gemeinsamen Tanzen teil. Dazu treffen sich viele Chinesen, meisst um 19 Uhr, an verschiedenen öffentlichen Plätzen (Parks, Fußgängerzonen, Bund), um dann gemeinsam zu tanzen. Das Ganze mutet ein wenig wie Zumba an, die Musik ist aber deutlich moderater und melodischer, die Bewegungen fließender.
Als er mich begrüßt jubeln alle los und fordern mich eindringlich auf mitzutanzen. "Da muss ich dann wohl durch", denke ich mir, und versuche den Bewegungen der Vortänzerin zu folgen. Ich bin mir sicher, dass Ihr das irgendwo auf einem chinesischen Videokanal sehen könnt... aber nicht wollt!
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Zurück im Hostel setze ich mich mit einem Glas Gin-Tonic (ohne Eis - das gibt es hier leider nicht) auf die Terrasse und denke ein wenig über die vergangenen 2 Wochen nach - Halbzeit!
Die vergangenen 2 Wochen in China gehörten zu den aufregendsten Erfahrungen die ich bisher machen durfte und ich bin meinem Arbeitgeber sehr dankbar, diese Möglichkeit bekommen zu haben. Obwohl ich hier nicht immer alles verstehe, gleichen sich Tätigkeiten und Abläufe doch sehr. Zukünftig werde ich sicherlich die Bedürfnisse und die für uns teilweise merkwürdig anmutenden Anfragen von chinesischen Gästen besser verstehen und hoffe, dass wir mit einigen wenigen Änderungen & Engagement mehr Gäste aus diesem Land in den Stintfang locken können.
Würde man mich heute fragen, ob ich für längere Zeit alleine hier leben möchte, würde ich dies mit nein beantworten. Würde man mich fragen, ob ich für längere Zeit hier mit meinem Partner/Familie/Freunden leben möchte, würde ich ohne zögern ja sagen! Vereint Shanghai doch das Beste aller von mir jemals besuchten Metropolen.
Falls Ihr also darüber nachdenkt, nach Bangkok, New York oder Dubai zu fliegen... fliegt nach Shanghai!
Carrie, Miranda, Charlotte und Samantha sind schon hier - nur heissen sie hier Mia, Ryan und Tobi...  und haben maximal Schuhgröße 38.
 

Sonntag, 19. Oktober 2014

Mein Arbeitsplatz in Shanghai

Und hier einige bildliche Eindrücke meiner derzeitigen Wirkungstätte. Der Kater heißt übrigens Jaba und wird von den hiesigen Nagetieren gefürchtet, auch wenn er hier einen eher faulen Eindruck macht ...