Montag, 13. Oktober 2014

Neues aus Shanghai: Arbeit

 Mingtown Etour Hostel


Eine Oase im Trubel von Huangpu

Heute ist Montag und ein erster richtiger Arbeitstag hat begonnen. Ryan, die Leiterin der Rezeption hier, hatte mich für 08:30 h zum Frühstück bestellt. Wie üblich war ich vor der Zeit fertig und sass gegen 08:10 h ein wenig unschlüssig auf meinem Zimmer herum - schliesslich hatte ich ja noch 20 Minuten Zeit und wollte Ryan auch nicht früher als nötig die Zeit stehlen.
Plötzlich klopfte es an meiner Tür. "Where are you? We are waiting for you!". Ich war ziemlich überrascht und entschuldigte mich. Daraufhin erkläre sie mir, dass man in China immer mindestens 15 Minuten vor der verabredeten Zeit (gerade zum Essen) auftaucht.
Immerhin schien sie erfreut über den Umstand zu sein, dass ich bereits fertig angzogen und sozusagen "ready for work" war.

Das Frühstück ist die einzige Mahlzeit die mir in China ein wenig Probleme bereitet:
grundsätzlich gibt es etwas warmes zu essen und davon viel! Gerne auch frittiert. Das schlimmste ist jedoch die lauwarme Soyamilch aus einer Art Yoguhrtbecher mit Strohhalm. Da muss ich mich wirklich zu jedem Schluck zwingen. Bedauerlicherweise sind meine Kollegen hier alle so begeistert von dieser Teufelsmilch, dass ich mich da nur schwer aus der Affäre ziehen kann.

Nach dem Frühstück zeigte mir Ryan erstmal die komplette Jugendherberge "Mingtown Etour Hostel Shanghai". Sie besteht aus mehreren Bauten, hat insgesamt 20 Zimmer. Verteilt auf 8 Zweibettzimmer und 12 Mehrbettzimmer mit vier bis sechs betten. Insgesamt 
verfügt das Haus über 100 Betten.

Im schönen Innenhof des Hostels liegt das "Mingtown Cafe" und ist von 08:00 h morgens bis 0:00 h in der Nacht geöffnet. Hier arbeiten Adam und Haijun. Die beiden versorgen die Gäste mit italienischem Kaffee, verschiedenen Frühstücken und allerlei verschiedenen Abendessen.
Diese Bar ist auch für Gäste geöffnet, die nicht in der Jugendherberge wohnen und stets gut besucht. Zur Bar gehören ausserdem ein Billardtisch, 2 Terrassen und 2 Katzen - wie Ryan mir sagte, gegen die Ratten die in Shanghai zahlreich sind... nun... ich habe immerhin noch keine sehen müssen!

Anders als bei uns funktioniert das hier mit den Rezeptionszeiten:

Als nicht chinesisch (also Mandarin oder kantonesisch) sprechender Gast kann man nur bis 13:00 h einchecken. Anschliessend ist nur noch Personal an der Rezeption was kein Englisch spricht. Folglich werden auch Reservierungen mit einer Ankunftszeit nach 13:00 h nicht so gerne gesehen. Während meines ersten Tages heute hielten sich die 
ausländischen Gäste auch daran. Nach meinen Erfahrungen in der Stadt, würde ich das allerdings auch tun, da man teils ohne Sprachkenntnisse wirklich aufgeschmissen ist.
Die Rezeption selbst ist aber 24 Stunden besetzt und das Hostel ist selbstverständlich über alle gängigen Buchungsplattformen buchbar.

Um 11:30 h wird bereits wieder zu Mittag gegessen:
Heute gibts es Fisch mit köstlichem asiatischem Spinat, Reis und eine Tomaten-Ei Suppe mit einem sich mir nicht erschliessenden Inhalt. Schmeckt aber sehr gut. Das verspeisen des mit Gräten durchsetzten Fisches mit Stäbchen ist aber recht schwierig. Hier kommt mir meine Übung der vergangenen Wochen zugute. Meine neuen Kollegen nehmen dies - vielleicht auch nur aus Höflichkeit - mit Klatschen zur Kenntnis.

Die Küche (also der Raum in dem die Speisen zubereitet werden) wäre in Deutschland so undenkbar. Komplett offen, ein Wirrwarr aus Töpfen, Pfannen und allerlei offenen und 
leeren Dosen und Kanistern. Zwischendrin wird köstliches Gemüse geschnitten und die Teller der Gäste vorbereitet. Dadurch das es hier kein Buffetessen gibt werden die im Durchschnitt 40 Essen als Tellergerichte serviert.
Um 12:30 h habe ich mich dann selbst in die Hölle bugsiert. Um nicht den Eindruck zu erwecken, dass ich hier Urlaub mache und immer nur hinter Ryan herlaufe, habe ich die Situation eines Engpasses in der Spülküche ausgenutzt. Diese wurde umgehend von den anwesenden Frauen mit Jubel quittiert und sie wendeten sich anderen arbeiten zu. Fix wurde mir eine (fiese) Plastikschürze umgebunden (eng da für chinesische Maße geschneidert) und ich stand dort mit einem Riesenberg aus Töpfen, Pfannen und riesigen eckigen Tellern. Auf denen wird hier unpraktischerweise das Essen serviert. Sehen zwar gut aus, lassen sich aber in der hiesigen Spülküche nur schwer abwaschen.
Die Spülküche ist ein ungefähr 3 qm großer Raum in einem Flur, feucht und heiss. Zu meinem Entsetzen (und hier natürlich normal) liefen dort riesige Krabbeltiere herum. Ich musste mich sehr zusammenreissen, wollte ich mich doch nicht blamieren. Ich passte mit dem ganzen Zeug so gerade in den Raum. Mein Shirt und meine Hose waren binnen Minuten von dreckigem (und ich meine wirklich dreckigem) Spülwasser und Schweiss durchtränkt. Meine größte Angst war, dass eines dieser Tiere in meinen Schuh klettert. Ist doch der Boden und die dort gelagerten Körbe ein beliebter Aufenthaltsort dieser Spezies.
Nachdem nach circa einer Stunde alles fertig war, inklusive mir, brachte der Barmann eine neue Plastikbox mit dreckigem Geschirr herein.
Da ich riesigen Durst hatte habe ich die Gelegenheit zur Flucht ergriffen und wieder an die Damen übergeben. Ich hoffe inständig, dass ich das nicht die nächsten Tage nochmal machen muss!
Nachdem ich mich kurz frischgemacht hatte, startete das Teammeeting mit allen Mitarbeitern. An der Zahl 24.
Ich wurde nochmals vorgestellt und Ryan übersetzte mir was in der einen Stunde besprochen wurde. Von meinem Dishwashing-Job war ich ziemlich erledigt und drohte etwas einzudösen, als plötzlich alle laut lachten und aufschrieen. Adam der Barmann sprang sofort auf einen Stuhl und begann ein chinesisches Lied zu schmettern. Meine Frage was das solle, lies Ryan unbeantwortet. Stattdessen entwickelte sich ein wildes Durcheinanderreden uns singen.
Mein Kollege Mr. Tchiang beruhigte und Ryan übersetzte: Morgen gehen wir alle zum Karaoke -
wenn schon die Ankündigung für solche Szenen sorgt kann das morgen ja heiter werden! 
 
 
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen