Dienstag, 14. Oktober 2014

Angekommen und reif für Karaoke

Angekommen & reif für Karaoke
Inzwischen bin ich richtig angekommen. Ich weiss wie das Leben hier in der Jugendherberge funktioniert, kann meinen Kollegen mit kleineren Handgriffen helfen und wir tauschen uns natürlich stetig aus. Ab und an verstehe ich perfekt chinesisch, da sich häufig Situationen mit Gästen ergeben, die ich natürlich auch aus Hamburg kenne.
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Generell geht es hier entspannter zu als bei uns. Je länger ich hier bin, je mehr wird mir die besondere Atmosphäre in diesem Haus bewusst. Durch den grünen Innenhof, der durch stetige Gärtnertätigkeit von allen sich stetig verändert, die kleinen Wasserläufe und Becken mit Goldfischen, hat es Mr. Chiang mit seinem Team geschafft, hier eine echte Oase zu schaffen.
Sobald man vor der Jugendherberge auf die Straße tritt, steht man mitten im Trubel des geschäftigen Shanghais.
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Wie schon auf dem Teammeeting angekündigt sind wir gestern alle zum Karaoke gegangen. Da ich keine Ahnung hatte, was da auf mich zukommen würde, war ich über den Tag ein wenig aufgeregt. Zumal mich Ryan stetig fragte ob ich schon meine Songliste zusammengestellt hätte.
Liste? Das impliziert ja mehrere Songs...
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Um 18:30 h verliessen wir alle das Hostel und gingen ins wenige Schritte entfernt liegende "New World Emporium". Ich war dort erst vor 2 Tagen - es handelt ich um eine mittelgroße Mall mit zahlreichen Geschäften. Mittelgroß bedeutet ungefähr zweimal die Hamburger Europapassage.
Mit dem Fahrstuhl ging es in den 11. Stock - "KTV" stand auf der Taste (Karaoke TV). Muss man wissen.
Die komplette 11. Etage bestand aus Gewirr von Gängen. In allen Gängen, die in wechselnden Farben grellbunt erleuchtet waren, sah man Türen mit Nummern. Im ersten Moment erinnerte die Szenerie mich ehr an Fotos eines edlen Großbordells. Für uns hatte Mr. Chiang Raum 58 reserviert - bestehend aus einer Sitzlandschaft für 20 Personen, einem gigantischen Flatscreen, diversen Tischen und einer Art hightechboard für die Einstellung von Beleuchtung, Lichteffekten, Klimaanlage und einer Rufeinrichtung für den Getränkeservice. Insgesamt verfügt die KTV Etage über 150 Karaokeräume unterschiedlichster Größe.
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Wir kuschelten uns also auf die Sofas und sofort ging es los mit einem offenbar sehr bekannten chinesischen Lied - und meine Kollegen sangen, schüttelten Rasseln und andere Instrumente und kamen so richtig in Fahrt. Binnen Minuten startete die wirklich wildeste Party die ich in diesem Jahr erlebt habe.
Plötzlich öffnete sich die Tür und eine Servicemitarbeiterin brachte einen Einkaufswagen mit 2 Kisten Bier, verschiedensten Snacks und kaltem Tee herein. Das zu lauter (ich meine richtig lauter) chinesischer Popmusik, die stets mit 3 Micros eingesungen wurde.
Mr. Chiang erklärte mir, dass es heute "nur" Bier gäbe. Normalerweise würde man mit Freunden hier überwiegend Schnaps trinken - aber alle müssten ja morgen arbeiten.
Für den Schnaps hatte ich aber gesorgt - nachmittags hatte ich, als kleines Dankeschön für alle - eine große Packung den hier nahezu unbekannten "Mon Cherie" besorgt. In Verbindung mit dem Bier sorgte dies für brodelnde Stimmung. Im Laufe des Abends und der weiteren Getränkeversorgung war ich sehr froh über mein leichtes Übergewicht :-)
Während sich die Kollegen zwischen 19 Uhr und 04 Uhr zwischendurch mal für ein Schläfchen auf eines der Sofas kuschelten, posierte ich für Fotos, trank, sang, trank, rasselte, trank, sang und trank - und endlich konnte ich diesen beliebten Snack hier probieren:
scharfe Hühnerkrallen!
Sind in einer Vakuumtüte verpackt. Ich hoffe Ihr könnt das auf dem Foto erkennen.
Die Konsistenz des Fleisches ist ehr weich und man nagt sozusagen die ebenfalls weichen Knochen ab. Das Zeug ist höllenscharf, schmeckt zum Bier aber sehr gut. Wobei ich ehrlich sagen muss, ganz nüchtern hätte ich keine Hühnerkralle in den Mund genommen.
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Die Lieder: Ich hatte vorher noch nie Karaoke gesungen. Aber es hat viel, viel Spass gemacht und ich glaube ich war gar nicht so schlecht. Mein Repertoire bestand aus "I don´t wanna go on with you like that", "Uptown Girl", "Money, Money, Money" und - natürlich - "I will survive". Ausserdem sang ich mit Ryan 2 Duette "Nothing gonna change my love for you" und Robertas Klassiker "Killing me softly".
Verständlicherweise sind wir heute morgen, während ich diesen Bericht schreibe, alle noch ein wenig verschlafen. Generell bitte ich euch um ein wenig Nachsicht. Nicht alle Absätze werden beim kopieren in den Blog übertragen, auch kann ich manchmal das bereits geschriebene nicht gegenlesen.

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